Nachdem die gesundheitsschädigenden Effekte stark erhöhten Zuckerkonsums (allen voran Haushaltszucker und Glucose-Fructose-Sirup), immer weitreichender erforscht wurden, spricht sich die WHO 2015 ganz deutlich dafür aus, den täglichen Zuckerkonsum auf maximal 25 Gramm zu beschränken. Ist den Zucker wirklich so gefährlich und nehmen wir tatsächlich ein solches Übermaß zu uns, dass derartige Beschränkungen notwendig sind? ...
Inhalt Die Geschichte des Haushaltszuckers liest sich stellenweise wie ein Grisham-Thriller. Bereits in den 1970er und 80er Jahren warnten Autoren wie John S. Yudkin vor dem übermäßigen Konsum von Sacccharose (Haushaltszucker) aufgrund schwerer gesundheitlicher Einschränkungen, die sich daraus ergeben könnten. Es gelang der Lebensmittelindustrie allerdings, den Fokus auf Fett als Ursache von „Zivilisationskrankheiten“ zu lenken. Low Fat galt lange Zeit als Devise und der Zucker war vergessen.
2003 erarbeitete die WHO ein Strategiepapier, das ganz klare Obergrenzen für die täglich konsumierte Zuckermenge vorsah. Glaubt man der – in diesem Video (ZDF Zoom – Süß und Gefährlich | 2013) zitierten – Lobby-Forscherin Christine Kearns, liefen die Zuckerverbände und -produzenten gemeinsam mit Senatoren und Politikern aus dem amerikanischen Gesundheitsministerium dagegen Sturm. Sie entwickelten den sogenannten „WHO-War-Plan“. Die Empfehlung kam wieder vom Tisch – vorerst.
Knapp 12 Jahre später, nachdem die gesundheitsschädigenden Effekte stark erhöhten Zuckerkonsums (allen voran Haushaltszucker und Glucose-Fructose-Sirup), immer weitreichender erforscht wurden, spricht sich die WHO 2015 ganz deutlich dafür aus, den täglichen Zuckerkonsum auf maximal 25 Gramm zu beschränken. Ist den Zucker wirklich so gefährlich und nehmen wir tatsächlich ein solches Übermaß zu uns, dass derartige Beschränkungen notwendig sind?
Übermäßiger Zuckerkonsum und seine massiven gesundheitlichen Folgen sind also schon lange kein anglo-amerikanisches Problem mehr. Wer sich aufmerksam auf Schulhöfen, Spielplätzen und in Innenstädten umsieht, findet bei uns viele Beispiele für eine Generation an Eltern (und Kindern), die Cola, Säfte, Fruchtzwerge, Chips und Milchschnitten für ausgewogene Kost hält – frisches Obst und Gemüse aber kaum noch auf den Tisch bringt. Die deutschen Zucker- und Lebensmittelverbände versuchen derweil nach Kräften, Bedenken zu zerstreuen. Das bisschen Zucker wird schon nicht gefährlich sein…
Vermeintlich unabhängige Organisationen wie EUFIC (European Food Information Council) veröffentlichen überraschend kritische Beiträge zum Thema Zucker und zu seinem Gefahrenpotenzial, stehen allerdings auch auf der „Gehaltsliste“ von Konzernen wie Coca Cola, Ferrero, Pepsi, Nestlé, Mars und Co. Do the math.
EDIT: Wir sind keine Ärzte/Ernährungsberater und sehen daher an dieser Stelle von Ernährungstips ab. Alle Interessierten verweisen wir gerne auf die Aktion Projekt Zuckerfrei der Hamburger Gesundheitswissenschaftlerin und Bloggerin Hanna Frey. Dort gibt es neben aktivem Austausch auch viele Rezepte, weiterführende Literatur und Tips für eine nachhaltige Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten.
Serienbeschreibung Der Helmholtz-Wissenschaftscomic "Klar soweit?" erscheint einmal im Monat in den Helmholtz Blogs. Die Zeichnungen von Veronika Mischitz, aka Frau Kirschvogel, stellen Themen des aktuellen Diskurses um die Wissenschaft und Forschung dar - mal kommentierend, mal witzig - mal erzählend, mal erklärend. Die Creative Commons-Lizenz, unter der die Comics stehen, ermöglicht das Teilen und Weiterverwenden der Zeichnungen, solange Urheber und Lizenz genannt werden.