Alltag im 20. Jahrhundert. Zeitzeugen aus Thüringen erzählen.
Kurzinhalt:
Am 7. September 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. In den Folgejahren entwickelten sich beide deutsche Staaten in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht in sehr unterschiedlicher Richtung. Während sich die BRD immer stärker in Richtung einer sozialen Marktwirtschaft entwickelte und von einem „Wirtschaftswunder“ gesprochen wurde, war die Wirtschaft in der DDR durch Reparationszahlungen und Mangelwirtschaft geprägt. Die BRD wurde in das transatlantische Bündnis einbezogen, während die DDR fest in den sowjetischen Machtbereich integriert wurde. Bis zum Bau der Berliner Mauer hatten – bedingt durch die offene Grenze in Berlin- Menschen im Osten Deutschlands die Wahl, im Osten zu bleiben oder in den Westen zu gehen. Die von uns befragten Zeitzeugen sind alle in Weimar oder Jena verblieben.
Produzent Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK, e.V.) Jena, vertreten durch Torsten Cott und Dietmar Ebert in Kooperation mit dem Offenen Hörfunkkanal Jena e.V.
Herausgeber Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Heinrich- Heine-Allee 2-4 99438 Bad Berka www.thillm.de www.schulportal-thueringen.de
Inhalt Am 7. September 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. In den Folgejahren entwickelten sich beide deutsche Staaten in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht in sehr unterschiedlicher Richtung. Während sich die BRD immer stärker in Richtung einer sozialen Marktwirtschaft entwickelte und von einem „Wirtschaftswunder“ gesprochen wurde, war die Wirtschaft in der DDR durch Reparationszahlungen und Mangelwirtschaft geprägt. Die BRD wurde in das transatlantische Bündnis einbezogen, während die DDR fest in den sowjetischen Machtbereich integriert wurde. Bis zum Bau der Berliner Mauer hatten – bedingt durch die offene Grenze in Berlin- Menschen im Osten Deutschlands die Wahl, im Osten zu bleiben oder in den Westen zu gehen. Die von uns befragten Zeitzeugen sind alle in Weimar oder Jena verblieben, sie erzählen aus unterschiedlichen Perspektiven von der Umwandlung des Stiftungsbetriebes Carl Zeiss Jena in den Volkseigenen Betrieb Carl Zeiss Jena, aus ihrem dortigen Arbeitsleben und von den wissenschaftlich-technischen Herausforderungen, die sie zu meistern hatten. Alfred S., Annemarie M. und Gerhard K. waren alle drei bereits in den 1930-er Jahren zu Zeiss gekommen, hatten Nationalsozialismus und Krieg, die beiden Männer auch die Gefangenschaft, überlebt. Sie waren froh, bei Carl Zeiss Jena wieder Arbeit gefunden zu haben. Nach der Demontage des Jenaer Zeiss-Werkes 1946/1947 und der Zwangsverpflichtung von 275 Wissenschaftlern, Technikern und Arbeitern hofften sie auf den Wiederaufbau des Jenaer Zeiss-Werkes als Stiftungsbetrieb. Anträge der SED- und LDPD-Fraktion im Thüringer Landtag zur Fortführung der Zeiss-Werke als Stiftungsbetriebe blieben wirkungslos, weil die Sowjetische Militär-Administration die Zeiss-Werke wegen ihrer Kriegsproduktion unter Sequester gestellt hatten. So kam es zur Enteignung der Jenaer Zeiss-Werke und deren Überführung in „Volkseigentum“. Vor dem Abschluss des ersten Betriebskollektivvertrages 1951 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Betriebsleitung, Betriebsgewerkschaftsleitung und Belegschaft, die zumindest die Anerkennung von Pensionsansprüchen durch die Zeiss-Stiftung und die Übernahme sozialer Leistungen durch die Stiftung erwirken konnten. Nach der Überführung der Jenaer Zeiss-Werke in Volkseigentum kam es zur Gründung der Zeiss-Stiftung in Heidenheim an der Brenz und zu einem jahrelangen Streit um das Zeiss-Warenzeichen, der eine Prozesslawine auslöste, die erst durch das Londoner Abkommen von 1971 gestoppt wurde. Alfred D. erzählt über Qualifikation und seine Tätigkeit als Disponent im Jenaer Zeiss-Werk. Rolf W. vergleicht die Lehrlingsausbildung zu Beginn der 1950-er Jahre mit seiner eigenen Lehre zehn Jahre früher, und Heinz S. berichtet über seine Mitarbeit und Leitung der Abteilung Betriebsabrechnung im Jenaer Glaswerk Schott & Gen. Der langjährige Leiter der Astro-Abteilung im Jenaer Zeiss-Werk Hans G. B. erzählt über Konstruktion, Bau und Verkauf von Zeiss-Planetarien, über technische und Verkaufserfolge und technische Schwierigkeiten, die gelöst werden mussten. Hildegard C. erzählt von ihrer Arbeit am Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar und Friederlene D. von ihren Erlebnissen als Sängerin am dortigen Theater.
Serienbeschreibung In der Serie "Zeitzeugen" kommen Personen zu Wort, die aus ihrem persönlichen Erleben berichten. Die originalen Schilderungen der Zeitzeugen werden dabei ggf. durch Begleitmaterial ergänzt.
Das Tonmaterial, aus dem die Beispiele entnommen sind, wurde in den Jahren 1993 bis 2001 aufgenommen. Innerhalb des Projektes „Erzählte Geschichte“, das im Verein für Kunst, Kultur und Kommunikation (KuKuK e.V.) angesiedelt war, wurden innerhalb von acht Jahren biographische Interviews mit Pensionären der Zeiss- und Schott-Werke, mit Absolventen der ehemaligen Universitätsschule sowie mit Senioren in Weimar und Erfurt geführt. Der von ihnen erinnerte geschichtliche Zeitraum reicht vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur friedlichen Revolution 1989.
Anmerkungen
Handhabung Im Zusammenschnitt sind die Zeitzeugen in folgender Reihenfolge zu hören: Hildegard C., Alfred S., Annemarie M., Gerhard K., Alfred D. I, Alfred D.II, Heinz S., Rolf W., Hans B., Friederlene D.
Fotos und ihre Quellen: Hildegard C., Quelle: privat Alfred S., Quelle: privat Annemarie M., Quelle: Betriebsarchiv Carl Zeiss Jena Gerhard K., Quelle: privat Alfred D., Quelle: privat Heinz S., Quelle: Unternehmensarchiv Schott Jenaer Glas GmbH Rolf W., Quelle: privat Hans B., Quelle: Stadtarchiv Jena Friederlene D., Quelle: Stadtarchiv Weimar
Unser herzlicher Dank gilt allen Zeitzeugen und ihren Nachkommen, die es uns erlaubt haben, die Ton- und Textbeispiele mit Erinnerungen an die Zeit zwischen der Gründung der DDR und dem Bau der Berliner Mauer an dieser Stelle zu veröffentlichen. An dieser Stelle sei Constanze Mann (Stadtarchiv Jena), Dr. Petra Spona vom Archiv des Schott-Werkes und Herrn Dr. Wolfgang Wimmer vom Archiv des Jenaer Zeiss-Werkes ebenso herzlich Dank gesagt wie Herrn Dr. Jens Riederer (Stadtarchiv Weimar).
Die Lebenserinnerungen von Hans B. „Astro-Becks Sternzeiten“ können als Datei beim Autor angefordert werden und werden auf Wunsch kostenfrei zugeschickt (siehe "Externe Links").